Dorothea Viehmann
Die Tochter des Gastwirts Johann Friedrich Isaak Pierson (1734–1798) und seiner Frau Martha Gertrud, geb. Spangenberg (1736–1804) wurde am 8. Nov. 1755 auf der zwischen Niederzwehren und Kirchbauna gelegenen Gastwirtschaft „Knallhütte“ geboren. In diese hatte 1749 ihr Großvater Johann Friedrich Pierson (um 1697–1777) eingeheiratet.
Die Familie Pierson war hugenottischer Herkunft; der Urgroßvater väterlicherseits, Isaak Pierson aus Metz (auch: Piercon; um 1655–1741), gehörte zu den ersten Glaubensflüchtlingen, die 1686 aus Frankreich in Hessen eintrafen, und hatte der Hugenottengemeinde Schöneberg bei Hofgeismar vorgestanden.
Interessant ist auch die Ahnenlinie mütterlicherseits, denn durch den Weinhändler und Bürgermeister Valentin Schröder aus Schwarzenborn ist Dorothea Viehmann über einige Ecken mit Goethes Vorfahren mütterlicherseits verwandt. Die von den Brüdern Grimm als ihre „Märchenfrau“ stilisierte „Viehmännin“ war eine der wichtigsten mündlichen Quellen für ihre „Kinder- und Hausmärchen“ und lieferte ihnen in den Jahren von 1813 bis 1815 etwa 40 Märchen.
Viehmann Dorothea Leg
Sie wuchs in der „Knallhütte“ auf und wird sich dort etwas vom erzählerischen Repertoire der einkehrenden Fuhrleute und Bauern sowie auch von Soldaten der durchziehenden Heere des Siebenjährigen Krieges angeeignet haben; andere Erzählungen wird sie wohl unmittelbar über ihre Familie aufgenommen haben. 1777 heiratete sie den Schneider Nikolaus Viehmann (1754–1825), mit dem sie zunächst bei den Eltern auf der Knallhütte wohnte und 1787 schließlich in das damals vor den Toren Kassels liegende Dorf „Zwehrn“ zog. Mit ihm hatte sie mindestens sieben Kinder; da zwei ihrer Kinder früh verstarben, hatte sie für vier Töchter und einen Sohn zu sorgen sowie später zusätzlich für sechs Enkelkinder, deren Vater früh starb.
Mit den Brüdern Grimm bekannt wurde Dorothea Viehmann über die Töchter Julia (1792–1862) und Charlotte (1793–1858) des zweiten Predigers der französischen Gemeinde der Kasseler Oberneustadt Charles François Ramus (1760–1821), die selbst auch einige Beiträge zur Grimmschen Märchensammlung lieferten.
Jacob und Wilhelm Grimm zeichneten die Beiträger ihrer „Märchenfrau aus Zwehrn“ vor allem in der Grimmschen Wohnung in der Kasseler Marktgasse und später auch am Wilhelmshöher Platz (heute: Brüder Grimm-Platz) in der nördlichen Torwache auf.
Schon im 19. Jahrhundert hat sich aus der gewollten oder ungewollten Stilisierung dieser Erzählerin ein festes Stereotyp der „stockhessischen“ Märchenfrau „aus dem Volk“ gebildet, das seither die meisten Märchenausgaben begleitete und mit dem von Ludwig Emil Grimm radierten Porträt (1819) verlegt wurde. Vor allem das 1892 entstandene und seither unzählige Male reproduzierte idyllische Gemälde des Kasseler Malers Louis Katzenstein (1822-1907) hat weiter zur weltweiten Bekanntheit der „Viehmännin“ beigetragen.
Mehr über die "Viehmännin" erfahren Sie im Brüder Grimm-Museum Kassel oder im Geburts- und Lebenshaus der Dorothea Viehmann im Gasthaus "Knallhütte" in Baunatal, wo nicht nur das seit über 250 Jahren traditionsbewußte gebraute Hütt-Bier ausgeschenkt wird, sondern auch Veranstaltungen und märchenhafte Darbietungen angeboten werden. Bei Interesse wenden Sie sich an die KNALLHÜTTE.
Im heutigen in Kassel eingemeindeten Stadtteil Niederzwehren (ehemals "Zwehrn") könnten Sie in der Gaststätte Pfeffermühle unweit der Viehmannschen Wohnhäuser einkehren, wo den Grimms im ganzen Hause in vielfältiger Weise gedacht wird und auch eine anspruchvolle hessische Küche geboten wird. Bei Interesse wenden Sie sich an das Gasthaus GUDE.
Wenn Sie die authentischen Orte der Dorothea Viehmann in Kassel und Bauantal auf eigener Faust erkunden möchten und vom Brüder Grimm-Museum im Kasseler Palais Bellevue nach Niederzwehren und zur Knallhütte wandern wollen, empfehlen wir den mit einer Karte und vielen Hinweisen ausgestatteten handlichen Führer "Auf den Spuren der Märchenfrau".