Weitere Orte
Neben den hauptsächlichen Wohn- und Wirkungsstätten der Brüder Grimm lassen sich zahlreiche weitere Orte in Deutschland mit Bezügen zu ihrem Leben und Werk dokumentieren.
Eisenach · Hier ist Wilhelm Grimms Ehefrau Dorothea (gen. „Dortchen“; 1793–1867) während ihres Aufenthalts bei dem dortigen Burghauptmann Bernhard v. Arnswaldt verstorben. Trotz der Vernachlässigung des altstädtischen Friedhofs während der deutschen Teilung hat sich der von ihren Kindern aufgestellte Grabstein erhalten; er wurde kürzlich mit Sponsorengeldern restauriert und mit einer Nachbildung des Henschelschen Engels an seiner Ursprungsstätte wieder aufgestellt.
⇨ Eisenach
Frankfurt · Jacob und Wilhelm Grimm und auch ihr „Malerbruder“ Ludwig Emil Grimm hielten sich wiederholt in der freien Reichsstadt am Main auf und pflegten hier persönliche Beziehungen u.a. zu dem Familien Brentano, Savigny und Thomas. 1846 nahmen beide Grimm-Brüder an der Frankfurter Germanistenversammlung teil, die von Jacob Grimm geleitet wurde. 1848 hielt sich Jacob Grimm dann den ganzen Sommer über in Frankfurt als Abgeordneter (des rheinpreußischen Kreises Mülheim an der Ruhr) der Ersten Deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Pauslkirche auf.
⇨ Frankfurter Paulskirche
Goßfelden · In diesem bei Marburg an der Lahn gelegenen Dorf wirkte der Pfarrer Johann Heinrich Christian Bang (1774–1851), mit dem nicht nur die Brüder Grimm einen intensiven Kontakt pflegten, sondern auch zahlreiche Professoren der Universität, unter ihnen Friedrich Carl v. Savigny. Später baute sich hier der wohl bedeutendste deutsche Illustrator der „Kinder- und Hausmärchen“ ein Haus, das heute als Museum dient.
⇨ Goßfelden
Großalmerode · In diesem östlich von Kassel gelegenen Ort wurde Wilhelm Grimm am 13. April 1800 von Pfarrer Martin Wilhelm Koppen (1748–1814) konfirmiert. Die dortige Kirche wurde zwar 1916 durch einen Neubau ersetzt, seit 2000 erinnert hier jedoch eine Gedenktafel an dieses Ereignis.
⇨ Kirche in Großalmerode
Lübeck · Jacob und Wilhelm Grimm nahmen 1847 an der zweiten Versammlung der Germanisten in Lübeck teil; im dortigen Ratshaus kann heute in Erinnerung an dieses Ereignis der sog. „Germanistenkeller“ besucht werden. Die Versammlung unternahm auch einen Ausflug an die Ostsee, wovon in den Sammlungen des Brüder Grimm-Museums Kassel ein Autograph Jacob Grimms zeugt.
⇨ Rathaus in Lübeck
Schlüchtern · Von Wilhelm Grimms Tochter Auguste (1832–1919) erhielt der Lehrer und Heimatforscher Wilhekm Praesent zahlreiche persönliche Gegenstände und Dokumente der Brüder Grimm und ihrer Familie. Die bedeutendsten Stücke der dortigen Sammlung sind im Bergwinkelmuseum (dem sog. „Schlößchen“) in der Schlüchterner Innenstadt dauerhauft ausgestellt.
⇨ Bergwinkelmuseum in Schlüchtern
Wiepersdorf · In diesem Ort in der Mark Brandenburg, südlich von Berlin gelegen, hat sich das Gut von Achim und Bettina v. Arnim erhalten, das Wilhelm Grimm schon 1809 besuchte. Später hat sich vor allem sein Sohn Herman (1828–1901) dort immer wieder aufgehalten, der 1859 deren Tochter Gisela heiratete. Das Arnimsche Gut dient heute als Ausstellungsort für moderne Kunst und beinhaltet auch eine kleine Gedenkstätte zur Romantik. Touristisch vermarktet sich der Ort in wenig angemessener Weise heute als „Rotkäppchendorf“.
⇨ Schloss Wiepersdorf
Willingshausen · Zwischen Marburg und Kassel liegt das hessische „Malerdorf“ Willingshausen. Hier wirkten seit 1825 Ludwig Emil Grimm (1790–1863) und aus der aus Rösthof im Baltikum stammende Maler Gerhardt Wilhelm v. Reutern (russ.: Эвгарф фон Рейтерн; 1794–1865), der in der großen Völkerschlacht bei Leipzig seinen rechten Arm verlor und zur Genesung von der Familie von Schwertzell aufgenommen wurde. Beide begründeten mit ihren in der freien Natur geschaffenen Arbeiten die erste Freiluftmalerkolonie in Europa. Jacob und Wilhelm Grimm unterhielten schon seit ihrer Marburger Studienzeit persönliche Beziehungen zu der hier seit dem Mittelalter ansässigen Familie v. Schwertzell und waren insbesondere mit ihrem Marburger Mitstudenten Friedrich (gen. „Fritz“; 1784–1858) eng befreundet.
⇨ Museen in Willingshausen
Ostsee · Während der Berliner Jahre der Brüder Grimm verbrachte Wilhelm Grimm mit seiner Familie wiederholt die Sommermonate im Seebad Heringsdorf an der Ostsee. Beim dortigen Heimat- und Geschichtsverein findet man verschiedene Hinweise.
⇨ Heringsdorf
Harz · Auch den Harz und seine mythischen Sagenorte hat Wilhelm Grimm mit seiner Familie wiederholt aufgesucht. Spuren seines dortigen Aufenthaltes finden sich u.a. in Blankenburg, Goslar und Ilsenburg.
⇨ Harz
Rhein
Vor allem Wilhelm Grimm hat sich häufiger am Rhein aufgehalten. Seine Reise nach Rheinbreitbach und Bonn im Sommer 1853, konnte vor kurzem präzise nachgezeichnet und dadurch dieser Erinnerungsort auch mit dem Namen Grimm neu belebt werden. So ist in dem malerischen Dorf Rheinbreitbach noch der Clouthsche Hof, wo die Grimms damals logierten, erhalten. In Menzenbach wurde unlängst das Simrocksche Haus “Parzifal” vollständig restauriert, und im Ernst Moritz-Arndt Haus in Bonn wurde kürzlich an ganz authentischer Stelle in der Zusammenarbeit zwischen dem Brüder Grimm-Museum Kassel und dem Stadtmuseum Bonn die gesamte Rheinreise Wilhelm Grimms ausstellerisch nachgezeichnet. Gleichzeitig ist aus einer lokalen Initiative von Menzenberg über Rheinbreitbach bis Unkel ein ausgeschilderter “Simrock-Freiligrath-Weg” als lockere Folge von authentisch noch nachvollziehbaren Erinnerungsorten wieder erschlossen und in angemessener Weise einer modernen touristischen Nutzung (unter Einbeziehung von Wilhelm Grimm und seinem Aufenthalt daselbst) zugeführt worden. Wilhelm Grimms Rheinreise wurde nach seinen Tagebuchaufzeichnungen im Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft dokumentiert; ein Sonderdruck mit zahlreichen Abbildungen ist im Online-Shop der Brüder Grimm-Gesellschaft, Grimms Lädchen, erhältlich.
⇨ Literarischer Weg im Karl Simrock-Haus
Schlesien
In Erdmannsdorf im Hirschberger Tal ist bekanntlich der wichtige Beitrag Wilhelm Grimms Über das Wesen der Märchen niedergeschrieben worden, und unter dem Vorwort zur sechsten Auflage der Großen Ausgabe der Märchen steht “Erdmannsdorf in Schlefien, 30ften September 1850”. Heute heißt Erdmannsdorf “Myslakowice”, und weder die dort lebenden polnischen Neubürger noch die deutschen Erinnerungstouristen wissen im Hinblick auf die Brüder Grimm mit diesem Ort etwas zu assoziieren, weil die historischen Zugänge dazu gleich zweifach verschüttet worden sind. Wilhelm Grimms Aufenthalt in Schlesien wurde nach seinen Tagebuchaufzeichnungen im Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft dokumentiert; ein Sonderdruck mit zahlreichen Abbildungen ist im Online-Shop der Brüder Grimm-Gesellschaft, Grimms Lädchen, erhältlich
⇨ Myslakowice