Steinau a.d. Straße
In Steinau an der Straße sind die historischen Strukturen und Gebäude, die an die Grimms erinnern können, noch weitgehend erhalten. Eine weitsichtige Politik hat hier überdies dazu geführt, daß die zerstörerische Wirkung der Modernisierung die historische Atmosphäre der Stadt nur wenig angerührt hat. So läßt sich das “Jugendparadies” der Brüder Grimm im erhaltenen und nur wenig veränderten Steinauer Amtshaus (1563), dem gleichzeitigen Dienstort und Wohnhaus des hanauischen Amtmanns und Vaters der Brüder Grimm, Philipp Wilhelm Grimm (1751–1796), ebenso authentisch erleben wie zahlreiche weitere Grimm-Stätten in Steinau: das Huttensche Armenspital (16. Jh.) in der heutigen Brüder Grimm-Straße, wo die Familie Grimm nach dem Tod des Vaters kurzzeitig unterkam, dann das Wohnhaus (die alte Kellerei) am Brückentor, das die Mutter Grimm nach dem Tode ihres Mannes erwerben konnte, schließlich vor den Toren der Stadt der sog. “Biengarten”, aus dem sich die Familie Grimm mit Obst und Gemüse versorgte.
Weitere wichtige Erinnerungstätten sind nahe dem heutigen Marktplatz das im wesentlichen im 15. und 16. Jahrhundert errichtete Schloß der Grafen v. Hanau, das hohe Rathaus (1561) und die Ev. Katharinenkirche (1481–1511; Turm 1539) sowie das ehemalige Schulhaus (Nachfolgebau), wo der gefürchtete “Präzeptor” Johann Georg Zinkhan (1739–1814) den Steinauer Kindern Rechnen und Schreiben beizubringen suchte. In der Steinauer Katharinenkirche befinden sich auch verschiedene Grabstäten der Familie Grimm. Ein 1985 von dem Würzburger Künstler Wolfgang Finger-Rokitnitz errichteter Märchenbrunnen auf der Terrasse zwischen Rathaus, Schloß und Burgmannenhaus verstärkt die “märchenhafte” Atmosphäre der Stadt.
Seit 1985 befand sich im Steinauer Schloß eine Brüder Grimm-Gedenkstätte mit zahlreichen Originalexponaten. 2015 wurde diese Präsentation erheblich erweitert und neu gestaltet. Im ehemaligen Amtshaus begründete die Brüder Grimm-Gesellschaft 1998 gemeinsam mit der Stadt Steinau eine weitere museale Institution. Schließlich trägt das von Karl Magersuppe (1900–1981) gegründete und seit 1955 im Marstall des Schlosses untergebrachte Steinauer Marionettentheater “Die Holzköppe” (heute weitergeführt unter der Leitung der Schwiegertochter Lilo Magersuppe) dem Interesse am Märchenwerk der Brüder Grimm für Kinder und Erwachsene gleichermaßen Rechnung.
In der Stadt Schlüchtern wird das Andenken an die Brüder Grimm ebenfalls gepflegt, so z.B. durch eine ausstellerische Präsentation im sog. Schlößchen, die noch auf den Grimm-Forscher Wilhelm Praesent zurückgeht, der mit Wilhelm Grimms Tochter Auguste (1832–1919) persönlich bekannt war und von ihr verschiedene Erinnerungsgegenstände erhielt. Die von ihm zusammengetragene und heute im Bergwinkelmuseum beheimatete Grimm-Sammlung enthält eine Reihe von bemerkenswerten Stücken, z.B. die Kreidevorzeichnung zu dem berühmten Ölgemälde der Brüder Grimm von Elisabeth Jerichau-Baumann oder Jacob Grimms Taschenuhr.