Marburg
Auch in Marburg an der Lahn sind die Erinnerungsorte der Brüder Grimm weitestgehend bewahrt. Jacob und Wilhelm Grimm bewohnten hier bei dem Kaufmann Heckmann gemeinsam ein Zimmer in dem heute noch vollständig erhaltenen Fachwerkhaus in der Barfüßerstraße Nr. 35 an der Ecke zur Wendelgasse, an der 1886 – gestiftet von einem Goßfeldener Patenkind der Brüder Grimm (Ferdinand Bang) – eine Gedenktafel zu ihren Ehren angebracht wurde. Von hier führte sie der Weg zu den Vorlesungen der Professoren (u.a. Anton Bauer, Johann Bering, Johann Heinrich Erxleben, Georg Friedrich C. Robert, Philipp Friedrich Weis), die meist am Marburger Schloßberg ihre Wohnungen hatten und auch dort die Studenten zum Unterricht empfingen. Vor allem der Weg hinauf in den Forsthof, wo der wichtigste Marburger Lehrer der Grimms, Friedrich Carl v. Savigny (1779–1861), wohnte (heute Ritterstr. 15; Gedenktafel seit 1884), wird in den Erinnerungen der Brüder Grimm besonders hervorgehoben. Ein weiterer Erinnerungsort liegt in der Reitgasse Nr. 6, wo der Dichter Clemens Brentano von Herbst 1803 bis Sommer 1804 zusammen mit seiner Frau Sophie Mereau eine Wohnung bezogen hatte. Das Hessische Staatsarchiv am Friedrichsplatz (mit dem aus Haldensleben nach dem Krieg hierher gelangten Teilnachlaß der Familie Grimm) und die Universitätsbibliothek am Krummbogen (heute: Wilhelm Röpke-Str. 4; mit dem größten Teil des Savigny-Nachlasses) sind in Marburg neben einer äußerst bedeutenden Privatsammlung die wichtigsten Sammlungsstandorte für die Brüder Grimm. Seit 1990 betreibt das Marburger Kulturamt am Markt in der Oberstadt einen kleinen Raum als “Brüder Grimm-Stube”. Auf Initiative der Brüder Grimm-Gesellschaft wurde 1999 zusammen mit dem Magistrat der Stadt Marburg und einem örtlichen Trägerverein das “Marburger Haus der Romantik” gegründet; im ehemaligen Hochzeitshaus an der Westseite des Marktes werden seither Ausstellungen zu Themen der Romantik sowie verschiedene literarische Veranstaltungen durchgeführt. Seit 1943 (regelmäßig seit 1950) vergibt die Philipps-Universität Marburg den Brüder Grimm-Preis für ausgezeichnete Leistungen auf den wissenschaftlichen Arbeitsfeldern der Brüder Grimm.
In der Umgebung der Marburger Altstadt lassen sich weitere authentisch erhaltene Orte auf die Brüder Grimm und ihr Wirken beziehen, etwa die gotische Elisabethkirche, in der die Grimms ein Urbild “altdeutscher” Baukunst sahen, der Frauenberg, wohin die Studenten bisweilen Wanderungen unternahmen, oder das Kirchspiel Goßfelden, wo der Pfarrer Johann Heinrich Christian Bang (1774–1851) wohnte und bei Problemen mit der lateinischen, griechischen oder hebräischen Sprache half; später baute sich der wohl bekannteste hessische Illustrator der Grimmschen Märchen, der Maler Otto Ubbelohde (1867–1922), hier ein Haus, das seit 1999 ein kleines Museum beherbergt.