Berlin
Ihre letzte Lebensphase verbrachten die Brüder Grimm von 1841 bis zu ihrem Tode 1859 (Wilhelm) bzw. 1863 (Jacob) in Berlin. Über ihr Leben und Wirken in der preußischen Metropole unterrichten nicht nur zahlreiche erhaltene Familienzeugnisse und ein sehr umfangreicher Briefwechsel, sondern vor allem über die präzise von Tag zu Tag geführten autobiographischen Notizen Wilhelm Grimms können beinahe alle Orte und Ereignisse der Grimmschen Biographie in den letzten Kasseler sowie der gesamten Berliner Zeit detailliert erschlossen werden.
In Berlin belegte die Familie Grimm – Jacob, der unverheiratet blieb, und Wilhelm mit seiner Ehefrau Dorothea und den drei Kindern Herman, Rudolf und Auguste – nacheinander drei Wohnungen, zuerst in der Lennéstraße Nr. 8 (1841–1846), dann in der Dorotheenstraße Nr. 47 (1846–1847) und schließlich in der Linkstr. Nr. 7 (1847–1859/63). Der aus Thüringen stammende Künstler Moritz Hoffmann (1820–1896) hat die Arbeitszimmer der Brüder Grimm um 1860 auf verschiedenen Aquarellen festgehalten, die einen besonders intimen Einblick in ihre Werkstatt ermöglichen. Durch die verheerenden Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und die Folgen der deutschen Teilung sind die authentischen Wohnhäuser der Grimms jedoch heute verloren.
An der Königlichen Akademie der Wissenschaften hatten beide Brüder das Recht, nicht aber die Pflicht, Vorlesungen zu halten, was sie bis 1848 (Jacob) bzw. 1852 (Wilhelm) in den Universitäts- und Akademiegebäuden an der Straße Unter den Linden wahrnahmen, wo sie auch regelmäßig die Kgl. Bibliothek besuchten; das Gebäude ist erhalten und beherbergt heute die Juristische Fakultät der Berliner Humboldts-Universität. Häufige Spaziergänge führte die Brüder Grimm auch in den Berliner Tiergarten, den sie von ihren Wohnungen aus leicht erreichen konnten.
Bedeutende Grimm-Sammlungen befinden sich heute nicht weit von den ehemaligen Wohnorten der beiden Gelehrten im neuen Gebäude der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz zu Berlin (Handschriftenabteilung), im Jacob und Wilhelm-Zentrum der Universitätsbibliothek mit dem größten Teil der erhaltenen Handbibliothek der Brüder Grimm. Weitere Grimmiana werden im Archiv der Berliner Akademie der Wissenschaften, in den Berliner Museen (u.a. Alte Nationalgalerie, Kupferstichkabinett, Schloß Charlottenburg), in der Berliner Arbeitsstelle des “Deutschen Wörterbuchs” sowie in einigen privaten Sammlungen aufbewahrt.
Begraben liegen die Brüder Grimm auf dem alten Matthäi-Friedhof an der Großgörschenstraße (S-Bahn Yorkstraße) Seite an Seite zusammen mit Wilhelm Grimms Söhnen Herman und Rudolf nebeneinander bilden vier aufrecht stehende Pyramidensteine aus Granit eine zusammenhängende Grabanlage.
Auch in der näheren und weiteren Umgebung Berlins können Orte mit Grimm-Bezug, wie z.B. Potsdam, Wiepersdorf in der Mark oder Heringsdorf an der Ostsee, ferner Erdmannsdorf in Niederschlesien bei Hirschberg im Riesengebirge besucht werden.