Brüder Grimm Gesellschaft e.V.

 

Die erstmals 1897, zeitbedingt 1942 zum zweiten Mal und nach dem Zweiten Weltkrieg zum dritten Mal gegründete Brüder Grimm-Gesellschaft e.V. hat ihren Sitz in der Brüder Grimm-Stadt Kassel, wo Jacob und Wilhelm Grimm “die (…) arbeitsamste und vielleicht auch die fruchtbarste Zeit” ihres Lebens verbracht haben.

 

Aufgaben
Die Brüder Grimm-Gesellschaft e.V. sieht ihre Aufgaben in der Pflege des persönlichen und wissenschaftlichen Erbes der Märchensammler und Sprachforscher Jacob und Wilhelm Grimm sowie ihres “Malerbruders” Ludwig Emil Grimm, in der Sammlung und Dokumentation von Zeugnissen zu ihrem Leben und Werk sowie zu ihrer internationalen Ausstrahlung. Darüber hinaus stellt sie Primär- und Sekundärliteratur zum Thema bereit, koordiniert die weltweite Grimm-Forschung und unterstützt museale Einrichtungen und Institutionen im In- und Ausland.

Mitglieder
Die Mitglieder der Brüder Grimm-Gesellschaft e.V. genießen freien Zugang zu allen Ausstellungen und  Veranstaltungen im Brüder Grimm-Zentrum  Kassel sowie sowie freien oder ermäßigten Zutritt zu Vorträgen, Lesungen, Tagungen und anderen Veranstaltungen in der Grimm-Ausstellung in Schloss Steinau, undim Brüder Grimm-Haus Steinau. Sie erhalten außerdem regelmäßig schriftliche Informationen über Ausstellungen, Veranstaltungen sowie aktuelle Neuerscheinungen. Als Jahresgabe der Brüder Grimm-Gesellschaft e.V. an ihre Mitglieder dient das mit interessanten Abbildungen ausgestattete Brüder Grimm-Journal, das kostenfrei versandt wird..

Publikationen
Weiterhin erscheinen im Rahmen der Gesellschaft die Schriften der Brüder Grimm-Gesellschaft, die Quellen zur Brüder Grimm-Forschung sowie verschiedene Einzelpublikationen. Ferner gibt die Brüder Grimm-Gesellschaft e.V. die Edition Grimm heraus, in der besonders herausragende Dokumente und Kunstwerke in hochwertigen Faksimile-Drucken erstellt werden.

Mitgliedschaft
Mitglied werden in der Brüder Grimm-Gesellschaft e.V. können interessierte Privatpersonen sowie wissenschaftliche Institutionen und selbständige juristische Körperschaften. Über die Organe und die Arbeit der Brüder Grimm-Gesellschaft e.V. entscheidet die ordentliche Mitgliederversammlung, die jährlich – zumeist in Kassel oder einer anderen Brüder Grimm-Stadt – zusammentritt.

 Laden Sie hier Ihren Mitgliedsantrag herunter und senden Sie ihn ausgefüllt an:

Brüder Grimm-Gesellschaft e.V.
Brüder Grimm-Platz 4
34117 Kassel

Die Brüder Grimm-Gesellschaft wird geleitet von einem fünfköpfigen Vorstand:

  • Vorsitzender: Prof. Dr. Ewald Grothe (Wuppertal)
  • Geschäftsführer: Dr. Bernhard Lauer (Kassel)
  • Schatzmeister: Marco Benderoth (Lohfelden)
  • Pressesprecher: Daniel Stein (Kassel)
  • Wirtschaftssachverst.: Ewald Griesel (Ahnatal)
 

Der Vorstand der Brüder Grimm-Gesellschaft wird in seiner Arbeit beraten und unterstützt von dem Wissenschaftlichen Rat, dem z.Z. folgende Persönlichkeiten des In- und Auslandes angehören:

  • Prof. Dr. Wilhelm Bleek (Bochum/Toronto)
  • Prof. Dr. Lothar Bluhm (Landau)
  • Richter i.R. Eckehart Blume (Kassel)
  • Prof. Dr. Maria Teresa Cortez (Coimbra/Aveiro)
  • Dr. Rotraut Fischer (Darmstadt)
  • Prof. Dr. Ewald Grothe (Wuppertal)
  • Prof. Dr. Wilhelm Heizmann (München)
  • Heidrun Helwig M.A. (Gießen)
  • Dr. Ulrich Hussong (Marburg)
  • Burkhard Kling M.A. (Steinau)
  • Dr. Katinka Netzer (Münster)
  • Prof. Dr. Yoshiko Noguchi (Osaka)
  • Prof. Dr. Eckehard Schmidberger (Kassel)
  • Prof. Dr. Dr. h.c. Volker Schupp (Freiburg)
  • Prof. Dr. Ulrich Sieg (Marburg)
  • Daniel Stein M.A. (Kassel)
  • Prof. Dr. Hans-Jörg Uther (Göttingen)
  • Prof. Dr. Harm Peer Zimmermann (Zürich)
  • Prof. Dr. Margrit Zinggeler (St. Louis)

Die Brüder Grimm-Gesellschaft e.V. (BGG) will im Zusammenwirken mit literarischen Gedenkstätten sowie weiteren Institutionen des In- und Auslandes gemäß ihrer Satzung „im Geiste der Brüder Grimm der Pflege und Förderung deutscher Kultur“ dienen. Dies soll geschehen durch Veröffentlichungen – insbesondere durch kritische Ausgaben von Werken der Brüder Grimm –, durch die Weiterführung ihres Lebenswerkes und ihrer Anregungen, durch Vorträge, Tagungen, und Ausstellungen.

Nach der durch den Antrag des Vorstandes der Brüder Grimm-Gesellschaft im Sommer 2005 erfolgten Anerkennung der „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm als “Weltdokumentenerbe” (Memory of the World · Patrimoine Documentaire du Monde) der UNESCO wurden verschiedene Initiativen zur weiteren Entwicklung, Förderung und Vernetzung der auf die Brüder Grimm und ihr monumentales Werk bezogenen Aktivitäten ergriffen. Dabei wurden insbesondere die folgenden Ziele formuliert:

1. Die »Kinder- und Hausmärchen« als Welterbe der Menschheit – Ihre Bedeutung und ihr Auftrag

Mit ihrer 1812 und 1815 in zwei Bänden erstmals erschienenen Märchensammlung wollten die Brüder Grimm unter dem Einfluß der romantischen Bewegung die »Poesie des Volkes« aufsammeln und vor dem Vergessen retten; gleichzeitig verstanden sie ihre Märchen auch als »Erziehungsbuch«. Mit den Grimmschen Märchen wächst bis heute fast jedes Kind in der Welt auf. Für die Persönlichkeitsbildung der Heranwachsenden, für die Entwicklung ihrer Phantasie und Kreativität sowie für ihre sprachliche Schulung sind die Grimmschen Märchen von überragender Bedeutung. Das Grimmsche Märchenwerk muß daher nicht nur weiter wissenschaftlich erschlossen und analog sowie digital weltweit besser zugänglich gemacht werden, es muß auch sinnlich erfahrbar und durch geeignete Veranstaltungen und Ausstellungen einem sehr breiten Publikum vermittelt werden.

2. Die Wiederentdeckung von Sprache und Literatur – Sprachtheorie und Sprachkultur

Die Brüder Grimm verstanden unter Sprachkultur nicht die Hochkultur von Eliten, sondern das kulturelle Erbe des gesamten Volkes. Sie arbeiteten an der Geschichte der Literatur, um damit nicht nur ihre Gegenwart zu verstehen, sondern auch die Zukunft ihres Volkes zu gestalten. Literatur und Geschichte waren für sie ein Kontinuum – und sollten es auch für uns sein. Ihr Kulturverständnis kann heute helfen, den Gegensatz von klassischer Kultur und Popkultur zu überwinden. Die Brüder Grimm hatten ein breites, offenes Verständnis von Sprache als der ‘Poesie der Völker’, das weit über die germanistische Engführung der Folgezeit hinausgeht. Ihr Werk gibt Anregungen für unsere Aufgabe in einer globalen Kommunikationsgesellschaft: Sprachen sollen nicht nivelliert, sondern in ihrer regionalen Vielfalt verständlich gemacht werden.

3. Gesellschaftliches Engagement und Zivilcourage – Die Brüder Grimm als Vorbild

Die Brüder Grimm verstanden, wie ihr Freund Friedrich Christoph Dahlmann, unter Politik nicht die obrigkeitliche Herrschaft und den Machtstaat, sondern die Gemeinschaft der Staatsbürger. Ihr Einstehen in der Gruppe der sieben Göttinger Professoren 1837 für eine gute Verfassung hat exemplarische Bedeutung für die heutige Verantwortung der Bürger im Staat, für eine gute Politik, notfalls bis zum Einsatz des Widerstandsrechtes. Jacob und Wilhelm Grimm haben ihr Handeln stets aus historisch gewachsenem und begründbaren Recht und auf der Grundlage der Freiheit des Einzelnen nach bestem Wissen und Gewissen abzuleiten gesucht; dabei haben sie auch eigene Nachteile in Kauf genommen. »Das deutsche Volk ist ein Volk von Freien, und deutscher Boden duldet keine Knechtschaft. Fremde Unfreie, die auf ihm verweilen, macht er frei«, – schrieb Jacob Grimm 1848 als Abgeordneter der ersten Deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche.

4. Botschaft an das zusammenwachsende Europa – Bewahrung der Identität durch Integration

Das wissenschaftliche und öffentliche Wirken der Brüder Grimm beschränkte sich nicht allein auf Deutschland, sondern bezog auch die Nachbarländer immer in den Blick. Ihre Werke lesen sich daher wie eine Enzyklopädie europäischer Kulturgeschichte, in der fast jedes europäische Volk mit seiner Sprache, Literatur und Geschichte Berücksichtung gefunden hat. Die Brüder Grimm wollten mit ihren Freunden zur Bildung der deutschen Nation in einem doppelten Sinne beitragen. Sie wollten die Deutschen über ihr historisches Erbe aufklären und gleichzeitig den Prozeß der Nationswerdung fördern. Dieses Recht sprachen sie jedem Volk zu. Sie behaupteten keinen nationalistischen Vorrang der Deutschen vor ihren Nachbarn, sondern gingen von der Gleichheit gebildeter und zu bildender Nationen in der Völkergemeinschaft aus. Aus diesem Nationsverständnis können wir lernen, daß die deutsche Nation wie auch ihre Nachbarnationen durch die europäische Integration nicht verschwinden, sondern darin im Hegelschen Sinne »aufgehoben«, d.h. bewahrt werden.

5. Von Hessen in die ganze Welt – Das internationale Netzwerk der Brüder Grimm

Jacob und Wilhelm Grimm haben zeitlebens in einer beispiellosen brüderlichen Lebens- und Arbeitsgemeinschaft gelebt und gearbeitet. Ihr Weg führte von einer lokalen und regionalen Heimat zur deutschen Nation, ihr Selbstverständnis nahm dabei europäische Dimensionen an. Sie waren ihrer hessischen Herkunft stets sehr verbunden, sowohl den südhessischen Orten ihrer Geburt und Jugend als auch dem nordhessischen Kassel als der Stadt ihrer schöpferischsten und fruchtbarsten Lebensphase. Doch durch ihr Werk, die Sammlung und Erforschung deutscher Überlieferungen, insbesondere der Märchen und Sagen, der Literatur des Mittelalters, der Rechtsaltertümer und Wörter, wurden sie zu intellektuellen Vorreitern einer deutschen Kulturnation, die schließlich die politischen Bemühungen um die nationalstaatliche Einheit Deutschlands unterstützten. Gleichzeitig stimulierten die Brüder Grimm auch die anderen Völker Europas, sich ebenfalls ihres kulturellen Erbes bewußt zu werden und es zur Grundlage einer eigenständigen politischen Identität zu machen. So ist es nur folgerichtig, daß Jacob und Wilhelm Grimm fachliche und freundschaftliche Beziehungen zu zahlreichen Gelehrten, Schriftstellern und Künstlern ihrer Zeit in fast ganz Europa unterhielten und gleichzeitig Mitglieder vieler in- und ausländischer gelehrter Gesellschaften und Akademien waren. Dieses umfassende Netzwerk ist umso beeindruckender, da die Grimms nicht über moderne Kommunikations- und Wiedergabemittel verfügten.

Die Brüder Grimm-Gesellschaft unterstützt auf dieser Grundlage den interdisziplinären internationalen wissenschaftlichen Diskurs und lädt nachdrücklich zur Mitwirkung daran ein.

Die in Kassel 1897 gegründete erste Grimm-Gesellschaft hat sich in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens um die Sammlung und Dokumentation von Lebenszeugnissen, Manuskripten, Briefen und Erstdrucken der Brüder Grimm gekümmert, jedoch – außer dem ersten Jahresbericht von 1906 – zunächst keine eigene Veröffentlichung vorgelegt. In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg betrachtete die 1942 erneut gegründete Brüder Grimm-Gesellschaft ihre Hauptaufgabe darin, eine museale Gedenkstätte einzurichten, die schließlich zusammen mit der Stadt Kassel am 19.12.1959 mit der Gründung des Brüder Grimm-Museums verwirklicht werden konnte. Bis Ende der 70er Jahre brachte die Gesellschaft in unregelmäßiger Folge kleinere Drucke und Faksimiles als Jahresgabe heraus, während die Ergebnisse der Brüder Grimm-Forschung in dieser Zeit in verschiedenen Verlagen in Marburg, Göttingen, Berlin u.a. veröffentlicht wurden.

Erst 1979 gelang Dieter Hennig mit der Begründung der Schriften der Brüder Grimm-Gesellschaft die Schaffung eines eigenen Publikationsforums, in das von Band 3 bis 9 auch das grundlegende von Ludwig Denecke herausgegebene Brüder Grimm-Gedenken sowie einige wichtige Monographien und Editionen Aufnahme fanden. Bis Band 24 (1990) erschienen die Schriften in wechselnder Aufmachung bei verschiedenen Verlagen (Alte Folge), bevor sie mit dem Band 25 (1991) in einheitlicher Ausstattung und Größe mit festem Einband und Schutzumschlag im 1991 begründeten eigenen Verlag der Brüder Grimm-Gesellschaft verlegt werden konnten (Neue Folge). Mit den Quellen zur Brüder Grimm-Forschung wurde 1986 von Egbert Koolman und Werner Moritz eine weitere Reihe gegründet, die inzwischen zusammen mit verschiedenen Einzelpublikationen (wie z.B. dem vierbändigen Ausstellungskatalog 200 Jahre Brüder Grimm oder dem zweibändigen Werkverzeichnis Ludwig Emil Grimm) in urheber- und verlagsrechtlicher Hinsicht (die entsprechenden Rechte wurden vom Marburger Hitzeroth-Verlag bzw. vom Kasseler Verlag Weber & Weidemeyer übernommen) ebenfalls in der Verantwortung der Brüder Grimm-Gesellschaft stehen.

1990 wurde die Publikationstätigkeit der Brüder Grimm-Gesellschaft neu strukturiert und in der Folge kam es zur Gründung eines eigenständiges Verlages, der inzwischen über 100 Publikationen herausbringen konnte.

Neben den oben schon genannten Publikationsforen der Brüder Grimm-Gesellschaft und des Brüder Grimm-Museums Kassel sind hier zu nennen die Große Reihe (bisher 5 Bände) und die Kleine Reihe (bisher 8 Hefte) der Ausstellungen im Brüder Grimm-Museum sowie die seit 1998 erscheinendeKasseler Ausgabe der Werke und Briefwechsel der Brüder Grimm in kritisch-kommentierten Einzelausgaben. Ferner konnten im Kasseler Brüder Grimm-Museum auch Veröffentlichungen in verschiedenen Fremdsprachen (u.a. Englisch, Niederländisch, Französisch, Italienisch, Litauisch, Japanisch) erscheinen.

Vor allem aber mit dem Jahrbuch der Brüder Grimm-Gesellschaft konnte 1991 ein kontinuierlich erscheinendes Periodikum begründet werden, das nicht nur der engeren Brüder Grimm-Forschung Raum gibt, sondern fächer- und länderübergreifend die traditionellen Grimmschen Arbeitsgebiete in einen modernen wissenschaftlichen Diskurs zu stellen sucht. In bisher vierzehn Jahresbänden konnten über 100 Aufsätze und kleinere Beiträge aus 14 Ländern zu den Bereichen der engeren Brüder Grimm-Lebensforschung, der Germanischen Sprach- und Literaturwissenschaft, der Rechts- und Geschichtswissenschaft, der Literarischen Volkskunde und der Religionswissenschaft sowie auch zu Fragen der Romanischen, Slawischen und Keltischen Philologien erscheinen. In verschiedenen Berichten wurden die Entwicklung der Gesellschaft, die Erweiterung der Sammlungen und die weltweite Ausstellungstätigkeit des Brüder Grimm-Museums und (seit 1998) des Brüder Grimm-Hauses Steinau dokumentiert. Eine inzwischen auf fast 2000 Titel angewachsene thematisch aufgegliederte Brüder Grimm-Bibliographie (Berichtszeitraum 1986–1999) unterrichtete regelmäßig über den aktuellen Stand der Forschung.

Hier finden Sie eine Übersicht über die Veröffentlichungen des Verlags der Brüder Grimm-Gesellschaft.